Labordiagnostik - Analyte
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Plasmodium spp Lactat-Dehydrogenase (Malaria)

EDV-Kürzel: MSP

Kategorie:

Mikrobiologie, Parasiten

Messmethode:

Immunochromotographie

Ansatzzeit:

bei Bedarf

Material:

EDTA-Blut: 2,7 mL

Stabilität von EDTA-Blut:

Stabilität von EDTA-Blut bei 2 – 8 °C: 3 Tage

Symptom/Krankheit:

Malaria

Referenzbereich / Interpretation:

nicht belegt

Literaturquelle:

1. http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2016/malaria-control-africa/en/
2. Malaria, p. 421-424. Chapter 9. Infectious and Parasitic Diseases. Rubin E., Farber JL: Pathology, ed. 1994. J.B. Lippincott, Philadelphia.
3. Cooke AH, Chiodini PL, Doherty T, et al, Am J Trop Med. Hyp, 1999, Feb: 60(2):173- 2

Bemerkung:

Der Schnelltest differenziert zwischen Plasmodium spp. (P. falciparum, P. malariae, P. ovale, P. vivax) und P. falciparum mittels simultaner immunchromatographischer Detektion von Plasmodium spp. spezifischer LDH (Lactat-Dehyydrogenase, keine Kreuzreaktivität zu menschlicher LDH) und P. falciparum-spezifischem HRP II (Histidin-reiches Protein II). Der Schnelltest wird immer zusammen mit einem Blutausstrich und dem "Dicken Tropfen" ausgewertet.

Spezifität und Sensitivität, Interferenzen:

Der von uns angewendete NADAL® Malaria Pf/Pan Ag 4 Species Test detektiert die Plasmodium spp.-spezifische Laktat-Dehydrogenase (pLDH), die sowohl von den sexuellen als auch den asexuellen Formen der Plasmodien gebildet wird, sowie zusätzlich das P. falciparum-spezifische Histidinreiche Protein II (HRP II), das von anderen Plasmodien-Spezies nicht gebildet wird.

Analytische Spezifität:
Methode/Ergebnis:                                                                      Mikroskopie
                                                                            Pan positiv    Falc. positiv    Negativ    Summe
NADAL®Malaria-Schnelltest: Pan positiv             157                   0                 0              157
                                                   Falc. positiv                0                   52               3                55
                                                   Negativ                       1                    1               324            326
                                                   Summe                   158                  53              327            538

Die relative Spezifität der Methode liegt bei 99,1 % (324/327, 97,3 % - 99,7 %).
Die relative Sensitivität liegt ebenfalls bei 99,1 % (157+52/158+53, 96,6 % - 99,7 %).
Auch die Gesamtübereinstimmung beträgt 99,1 % (157+52+324/158+53+327, 97,8 % - 99,6 %, 95 % Konfidenzintervall).

Analytische Sensitivität:
Bei einer Parasitendichte von 1 - 100 Parasiten/µL Blut liegt die Sensitivität für P. falciparum bei 91,7 %, für Plasmodium spp. (Nicht-Falciparum) bei 97,4 %.
Ab einer Parasitendichte ≥ 100 Parasiten/µL Blut liegt die Sensitivität der Methode bei 100 %.


Interferenzen:
Die aufgeführten Substanzen interferieren in den genannten jeweils hohen bis extrem hohen Konzentrationen nicht mit der Methode:
Hämoglobin bis 2 g/L, Bilirubin (konjugiert) bis 342 µmol/L, Bilirubin (nicht konjugiert) bis 342 µmol/L, Triglyceride bis 37 mmol/L, Protein (total) bis 120 g/L, Albumin bis 60 g/L, Gamma-Globulin bis 60 g/L, Humane-anti-Maus-Antikörper (HAMA) bis 780,73 IU/mL, Rheumafaktor bis 1035 IU/mL, Metronidazol bis 701 µmol/L,  Chinin bis 148 µmol/L, Rifampicin bis 78,1 µmol/L, Aspirin bis 4,34 mmol/L, Paracetamol bis 199 µmol/L, Ibuprofen bis 2425 µmol/L, Coffein bis 308 µmol/L, Ethanol bis 86,8 mmol/L.

Allgemeines
:
Die Malaria ist eine durch Plasmodien verursachte Protozoeninfektion. Fünf humanpathogene Plasmodienarten sind bekannt - P. falciparum, P. malariae, P. ovale, P. vivax sowie die erst 2004 als relevant erkannte Art P. knowlesi. Die natürliche Übertragung erfolgt durch weibliche Stechmücken (Moskitos) der Gattung Anopheles. Die Plasmodienarten rufen unterschiedliche Formen der Malaria hervor, die sich epidemiologisch sowie in Symptomatik, Prognose und Therapie voneinander unterscheiden: P. vivax und P. ovale (jeweils 48-stündiger Vermehrungszyklus) verursachen die Malaria tertiana, P. malariae (72-stündiger Vermehrungszyklus) die Malaria quartana und P. falciparum die Malaria tropica. Letztgenannte ist die häufigste und schwerste aller Malariaformen und überwiegend für die Malaria-Mortalität verantwortlich. Ähnlich schwere Verläufe wie bei P. falciparum-Infektionen (mit Ausnahme einer zerebralen Malaria) können allerdings teilweise auch nach Infektionen mit P. knowlesi, das ausschließlich in Südostasien vorkommt, beobachtet werden. Bei dieser Plasmodien-Spezies kommt es aufgrund des kurzen Vermehrungszyklusses von P. knowlesi (24 Stunden) meist zu täglichem Fieber ("Malaria quotidiana"). Bei Malariaerkrankungen durch P. knowlesi stellen häufig akutes Nierenversagen oder respiratorische Insuffizienz schwerwiegende Komplikationen dar.

Epidemiologie
:
Die Malaria ist mit 300 - 500 Millionen Erkrankungen sowie mindestens einer Million Todesfällen pro Jahr nach wie vor eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten. Etwa 40 % der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, in denen die Malaria heimisch ist. Ihre geographische Verbreitung entspricht überwiegend dem Ausbreitungsgebiet der als Überträger geeigneten Anopheles-Arten und betrifft Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie Ozeanien. Europa, Nordamerika und Australien gelten als malariafrei.

Über 80 % der neu aufgetretenen Malaria-Infektionen betreffen Afrika. Die in Deutschland diagnostizierten Malaria-Erkrankungen wurden ganz überwiegend aus Afrika, insbesondere Kenia und Westafrika importiert. Im Jahr 2021 wurden 605 Erkrankungsfälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet.

Inkubationszeit:
In Abhängigkeit von der Plasmodienspezies beträgt die Inkubationszeit zwischen 7 und 40 Tagen (P. falciparum: 8 - 15 Tage; P. vivax und ovale: 12 - 18 Tage; P. malariae: 18 - 40 Tage). Kürzere Inkubationszeiten finden sich bei hämatogenen Infektionen, längere können bei Chemoprophylaxe auftreten. Bei der Malaria tertiana kann es durch die Bildung von Hypnozoiten noch 4 - 5 Jahre nach Primärinfektion zu Rezidiven kommen. Bei der Malaria quartana sind Rückfälle ("Rekrudeszenz") nach über 50 Jahren beschrieben, diese werden nicht durch Ruheformen wie bei der Malaria tertiana, sondern durch eine auf niedrigem Niveau bestehende Blutschizogenie verursacht. Die Plasmodien sind im freien Intervall mikroskopisch nicht nachweisbar.

Klinik:
Erste Anzeichen einer Malariainfektion sind allgemeines Krankheitsgefühl, Mattigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Häufig erfolgt daher zunächst eine Fehlinterpretation als grippaler oder gastroinetstinaler Infekt. Charakteristisch für die Malaria tertiana und quartana ist das nach wenigen Tagen einsetzende "Wechselfieber", das durch die synchronisierte Lyse der infizierten Erythrozyten am Ende der Blutschizogenie verursacht wird und - namensgebend - jeden dritten (M. tertiana) bzw. jeden vierten Tag (M. quartana) auftritt. Meist am Nachmittag beginnend kommt es innerhalb einer Stunde zunächst zu heftigem Schüttelfrost, die Temperaturen steigen z. T. auf über 40 °C an und sind begleitet von Hautbrennen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Nach etwa 4 Stunden kommt es zum Temperaturabfall unter Schweißausbrüchen, die sich üblicherweise über ca. 3 Stunden hinziehen und mit Schwächegefühl und Schlafneigung verbunden sind. Ein typischer Malariaanfall beträgt damit 8 Stunden. Im Gegensatz zu M. tertiana und quartana verlaufen die Fieberschübe bei der Malaria tropica häufig nicht periodisch. Es kann zu täglich oder kontinuierlich auftretendem Fieber kommen und so zur Fehldiagnose eines Typhus abdominalis führen. Besteht eine Rhythmik, ähnelt sie am ehesten der der M. tertiana.

Malaria tropica (P. falciparum, P. knowlesi):
Die M. tropica ist nahezu allein verantwortlich für die Gesamtletalität der Malaria (unbehandelt 20 %). Der Fieberverlauf ist vielfältig und kein diagnostisches Kriterium. Es kann unerwartet und schnell zu einer Verschärfung des Krankheitsverlaufes mit zerebraler oder Schocksystematik kommen. Ernstere Komplikationen sind dabei die zerebrale Malaria, die durch Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma charakterisiert wird. Daneben finden sich u. a. Splenomegalie, (blutige) Diarrhoen, Lungenbeteiligung bis zum Ödem, Niereninsuffizienz, Hepatomegalie und Blutveränderungen (Anämie, Thrombozytopenie).

Malaria tertiana (P. vivax/ovale):
Die Malaria tertiana wird auch als „benigne Malaria" bezeichnet. Innerhalb weniger Tage kommt es üblicherweise zum Auftreten des klassischen Wechselfiebers mit einem freien Intervall von 48 Stunden. Komplikationen sind selten.

Malaria quartana (P. malariae):
Innerhalb kurzer Zeit kommt es zur Ausbildung des klassischen Wechselfiebers mit einem freien Intervall von 72 Stunden. Häufigste Komplikation ist die sog. Malaria-Nephrose (wahrscheinlich durch die Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli verursacht). Zu beachten ist die Möglichkeit eines Malaria-Rückfalls viele Jahre nach Infektion, der durch eine Persistenz von Plasmodium malariae in den Erythrozyten verursacht wird. Diese ist auch wesentliche Ursache der Transfusionsmalaria, da die Erreger im Intervall mikroskopisch nicht nachweisbar sind.

Eine natürliche Immunität gegenüber der Malaria ist nicht bekannt. Verschiedene Erythrozytenanomalien wie die Sichelzellanämie, der Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, die Thalassämie, die Ovalozytose oder das persisitierende Hämoglobin F führen jedoch zu einem verminderten Angehen der Infektion. Menschen in Endemiegebieten erwerben durch wiederholte Infektionen eine Teilimmunität gegenüber der Malaria. Diese ist gekennzeichnet durch zunehmend leichteren Verlauf mit schließlich mikroskopisch nicht mehr nachweisbarer Parasitämie. Die Teilimmunität geht bei Verlassen des Endemiegebietes nach wenigen Jahren verloren. Säuglinge besitzen nach Verlust der schützenden Faktoren wie dem Hämoglobin F und der mütterlichen Antikörper nach den ersten 3 – 6 Lebensmonaten keine Immunität gegen Malaria, was eine Malaria-bedingte Kindersterblichkeit von bis zu 25 % in einigen Regionen Afrikas zur Folge hat.

Diagnostik:

Die wichtigste und zugleich einfache und kostengünstig durchzuführende labordiagnostische Maßnahme bei Malariaverdacht ist die mikroskopische Untersuchung des sogenannten „Dicken Tropfens" und der dünneren Blutausstriche. Diese gelten als Goldstandard der Malaria-Diagnostik. Serologische Untersuchungsmethoden sind für die Akutdiagnostik der Malaria nicht geeignet. Im Anfangsstadium ist der Antikörpernachweis immer negativ, positive Befunde weisen dann auf einen zurückliegenden Kontakt hin. Die Serologie ist bei gutachterlichen Fragestellungen und zur Beurteilung von Blutspendern, die aus den Tropen zurückkehren, von Bedeutung.

Ist die Verdachtsdiagnose „Malaria" aufgrund von Reiseanamnese und/oder klinischer Symptomatik gestellt, muss sofort eine mikroskopische Untersuchung erfolgen. Dabei ist es gleichgültig, ob der Patient zum Zeitpunkt der Blutentnahme Fieber hat oder nicht. Auf keinen Fall darf bis zum nächsten Fieberschub gewartet werden, da jede zeitliche Verzögerung für den Patienten lebensbedrohlich sein kann!















































 

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